Dissoziation
Veröffentlicht von Sara Gonzalez in Bindungstrauma · Donnerstag 25 Jan 2024
Tags: Dissoziation, Derealisation, Depersonalisation
Tags: Dissoziation, Derealisation, Depersonalisation
Formen und Symptome der Dissoziation
Dissoziation
Die Dissoziation geht von der leichten Dissoziation bis zu
Dissoziativen Identitätsstörung.
Es gibt auch bei normalen nicht erkrankten Menschen immer wieder
Formen der leichten Dissoziation aber die Übergänge in eine
Dissoziation, die stärker ist und Krankheitswert hat, sind
fliessend. Die leichte Dissoziation wird von Betroffenen sogar als
angenehm empfunden.
Das
kennst Du bestimmt auch, wenn Du vielleicht vergessen hast, wo Du
etwas wichtiges hingelegt hast, wenn Du z. b. tagträumst. Es ist ein
Wegdriften von der Realität, wie in Trance, so dass Du Dich
vielleicht nach einer längeren Autofahrt nicht mehr im Detail
erinnerst, wo Du abgebogen bist oder ob Du an der einen oder anderen
Ampel angehalten hast oder wenn Du nicht mehr weißt ob Du den Herd
ausgemacht hast. Es kann aber auch sein, dass Du einer Unterhaltung
nicht gut folgen kannst, weil diese vielleicht langatmig ist und Du
driftest ab, Deine Gedanken gehen woanders hin. Wenn Du z. b. im Flow
bist, während Du arbeitest, das ist auch eine Form der Dissoziation.
Dies zählt alles zu der gesunden Form der Dissoziation.
Die
Dissoziation ist eine Schutzreaktion des Gehirns- und des
Körpersystems, es heisst im Grunde Trennung, es ist ein
Auseinanderfallen von psychischen Funtkionen. Das heisst, dass unser
Denken, Handeln und Fühlen voneinander getrennt sind. Das kann zu
bedrohlichen Zuständen führen. Psychische Funktionen, das
Wahrnehmen und das Bewusstsein sind vollkommen fragmentiert, d.h.
zerstückelt. Die Dissoziation ist das Gegenteil der Assoziation, was
Verbindung heisst, sprich, Gedanken oder Ideen werden miteinander
verknüpft.
Wenn
Ihr wissen wollt, wie sich die schwereren Formen der Dissoziation
zeigen, bis hin zur dissoziativen Identitätsstörung, und was Du
dagegen tun kannst, dann bleib gerne dran.
Dissoziation
bedeutet, wenn unsere Gedanken, unsere Wahrnehmungen von einander
getrennt sind. Wenn ein Ereignis traumatisch war und nicht mehr
aufzunehmen, dann springt die Schutzfunktion unseres Gehirns an. Hier
kommen wir nun zu der störungsbedingten Dissoziation. Es gibt diese
nicht angenehmen Momente der Dissoziation wenn wir uns zB. Nach einem
anstrengenden Arbeitstag leer fühlen oder auch nach einer langen
Phase der Konzentration. Das ist noch die leichteste Form der
krankhaften Dissoziation.
Jetzt
kommen wir zu den schweren Formen der Dissoziation. Bei Depressionen,
Angststörungen aber auch bei anderen psychischen Störungen, wie
Persönlichkeitsstörungen erleben die Betroffenen oft schwere
dissoziative Zustände, die länger andauern und dadurch ein wirklich
unangenehmes Identitätsgefühl auslösen.
Ich
möchte an dieser Stelle mal über die vielen verschiedenen Symptome
der Dissoziation sprechen. Die leichten Formen haben wir eingangs
besprochen, jetzt kommen die Symptome, die wirkliches Leiden
verursachen.
Derealisation
als dissoziatives Symptom
Bei
dieser Störung ist das typische Gefühl, die Umwelt verändert und
nicht mehr real wahrzunehmen, die Umgebung wirkt fremd, unvertraut
und abnormal. Betroffene fühlen sich völlig der Welt entrückt.
Dies wird häufig als sehr unangenehm und bedrohlich wahrgenommen.
Die Umgebung, andere Menschen und Objekte werden als verzerrt,
unwirklich, stumpf wahrgenommen.
Depersonalisation
als dissoziatives Symptom
Während
die Derealisation die Störung der Umgebungswahrnehmung meint,
bezeichnet die Depersonalisation die Störung der Eigenwahrnehmung,
also wie Du Dich selbst und Deinen Körper wahrnimmst. In einer
schwachen Form ist des das Gefühl des „Neben sich stehens“ und
nicht im Kontakt mit sich selbst Fühlens. Kennst Du vielleicht, wenn
Du bei einer mündlichen Prüfung vielleicht sehr aufgeregt bist und
das dann so empfindest, als seiest Du nicht mehr in Deinem Körper.
Auch könntest Du es kennen, wenn Du eine Panikattacke hast und das
Gefühl fühlst als würdest Du Dich auflösen oder bei
Borderlinestörungen, wenn Du in einer Art Wutrausch bist. Es kann
sich aber auch so anfühlen, als wenn z. b. ein Arm oder Bein nicht
mehr zu Dir gehört. Vielleicht kennst Du das, wenn Du aufwachst und
Dein Arm ist eingeschlafen und er fühlt sich taub an. Du weißt
zwar, dass er zu Dir gehört aber Du fühlst ihn nicht mehr wirklich,
das ist sehr unangenehm. So kann sich beispielsweise nur der Arm taub
anfühlen oder aber auch andere Teile des Körpers oder der gesamte
Körper. Dieses Einschlafen des Armes wird dann oft als
Karpaltunnelsyndrom oder Nervenerkrankung diagnostiziert, wobei es in
Wirklichkeit eine Form der Dissoziation ist.
Depersonalisation
und Derealisation sind Ich-Störungen. Die Gemeinsamkeit dieser
beiden vorgenannten Symptomkomplexe sind, dass die Betroffenen die
Grenze zwischen sich und der Umwelt als gestört wahrnehmen. Sie
können sich nicht spüren, nehmen sich für eine Zeit nicht als
Einheit, als Ganzes wahr. Diese Störung der Ich-Umwelt-Grenze ist
eine Störung des Ich-Erlebens, deshalb spricht man in der
Psychologie von Ich-Störungen.
Amnesie
als dissoziatives Symptom
Den
Begriff Amnesie verbinden wir mit Vergesslichkeit bzw. sich an etwas
nicht mehr erinnern können. Die dissoziative Amnesie ist ein
Erinnerungsverlust, deren Ursache ebenfalls Stress und Trauma ist.
Traumatische Situationen können schlicht zu viel sein für unsere
Psyche. Solche Situationen können dazu führen, dass die Erlebnisse
direkt ins Unbewusste verdrängt werden und wir uns später nicht
mehr daran erinnern können.
Was
sind also dissoziative Störungen?
Dissoziative
Störungen sind schwere chronifizierte dissoziative Zustände und
bilden ein ganz eigenes Störungsbild.
Menschen,
die darunter leiden, haben einen extrem hohen Leidensdruck, da ihr
Identitätsbewusstsein im Prinzip nicht vorhanden ist. Es sind bei
dissoziativen Zuständen Erinnerungen, Wahrnehmung und Bewusstsein
für Momente oder auch eine längere Zeit getrennt. Sogar die
Kontrolle über Körperbewegungen oder Körperempfindungen können
fehlen.
Oft
erholen sich Menschen nach Wochen oder Monaten von der langen
dissoziativen Störung, unbehandelt kann sie aber immer wieder
auftreten.
Wir
kommen jetzt zu den nächsten möglichen Symptomen
der Dissoziation, das ist
Die
dissoziative Fugue
Hierbei
läuft eine Person plötzlich und ziel- und willenlos weg und kann
sich nachher nicht mehr daran erinnern, warum sie es getan hat und wo
sie hingelaufen ist. Es gibt in dem Moment keine objektiven Gründe
dafür, den Ort zu wechseln, das kann manchmal über tausende
Kilometer und Landesgrenzen hinweg passieren, ohne je einen Willen
oder Entschluss dazu gefasst zu haben. Bei der Dissoziativen Fugue
tritt ebenfalls eine Dissoziative Amnesie ein, dh. Die betroffene
Person kann sich nicht mehr erinnern, weggelaufen zu sein. Das
Verhalten wirkt in der Zeit nicht auffällig. Meist klingt der
Zustand nach Tagen oder Monaten spontan ab.
Eine
weitere Form der Dissoziation ist
Der
Dissoziative Stupor
Stupor
kommt aus dem lateinischen und bedeutet Erstarrung. Damit ist das
wichtigste Element der Störung schon genannt. Die Betroffenen
erstarren einfach motorisch und reagieren nicht auf äussere Reize,
wie Licht, Berührungen, Ansprache oder Geräusche.
Multiple
Persönlichkeitsstörung/Dissoziative Identitätsstörung
Der
Vollständigkeit halber möchte ich noch die Multiple
Persönlichkeitsstörung, auch als Dissoziative Identitätsstörung
nennen, die ich allerdings selber nicht behandle. Hier geht es um
Opfer schwerster Gewalt bis hin zu Folterungen und rituellem
Missbrauch. Das ist die Störung, wo viele Laien denken, das ist die
Schizophrenie, die sich allerdings ganz anders äussert.
Bei
der dissoziativen Identitätsstörung, sie ist eine der schwersten,
psychischen Erkrankungen, spaltet sich die Persönlichkeit im
Traumaerleben auf in viele verschiedene Persönlichkeitsanteile auf,
die mitunter etwas voneinander wissen können oder auch nicht. Mit so
einem nicht vorhandenen Identitätsgefühl ist es nahezu unmöglich,
am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Betroffenen wechseln
zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die alle im Körper
existieren, hin und her. Die verschiedenen Persönlichkeiten haben
eigene Interessen, Erinnerungen, Fähigkeiten, unterschiedliche
Geschlechter, Alter und Stimmlagen. Hier ist z. B. Michaela Huber
oder Gabriele Kahn eine ansprechbare Therapeutin, die sogar in diesen Bereichen ausbilden.
Zusammenfassend
kann ich also sagen, dass die Dissoziation ein
Selbstschutzmechanismus ist. Je stärker das Trauma oder die
Belastung war, desto stärker ist die dissoziative Reaktion.
Die
Spaltung der Persönlichkeit ist eine Extremform der Dissoziation.